Die Klimaschutz-Bewegung greift zu drastischen Mitteln, die in der Bevölkerung nicht immer Zuspruch finden. Betreiben Klima-Akivist* innen die richtige Form des zivilen Ungehorsam? Gert Scobel analysiert konstruktiv die aktuelle Diskussion.
Richard David Precht trifft die Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Sie sprechen über Moral, Krieg und Klima-schutz. Und darüber, wie man optimistisch bleibt in schweren Zeiten. Für viele junge Leute spielen moralische Werte heute eine deutlich wichtigere Rolle als für frühere Generationen. Moralische Anschauungen werden eng verbunden mit sozialem, ökologischem, ökonomischem und politischem Handeln. All dies findet sich in der Klimafrage wieder: Was ist eine gerechte Politik und welche Haltung sichert der Menschheit ihr Überleben?
Greta Thunberg ist die Ikone der weltweiten Klimabewegung. 2018, im Alter von 15 Jahren, begann sie in Stockholm für mehr Klimaschutz zu streiken. Greta Thunberg bemängelt, dass die Klimakrise immer noch nicht als wirkliche Notlage behandelt werde. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass dies durchaus möglich sei. Auch der Krieg dürfe nicht dafür sorgen, dass die Klimakrise aus dem Fokus gerät: „Jeder Krieg ist ein Desaster. Auf ganz vielen Ebenen. Aber wir müssen in der Lage sein, uns mit verschiedenen Dingen zur selben Zeit zu beschäftigen.“
01.04.2023
In der Bündner Politik fehlen klare Bekenntnisse zu Olympischen Spielen in der Schweiz. Das hat viel mit der Vergangenheit zu tun.
Von Patrick Kuoni und Philipp Wyss in der Schweiz am Wochenende
Die Olympischen Spiele können in Graubünden fast schon als Dauerthema betitelt werden. Immer und immer wieder wird die Idee aus der Schublade geholt. Zuletzt befasste sich das Bündner Stimmvolk im Jahr 2017 mit der Thematik. Damals wurde ein Verpflichtungskredit über 25 Millionen Franken für eine Olympiakandidatur für das Jahr 2026 deutlich mit 60 Prozent Nein-Stimmen verworfen. Bereits vier Jahre zuvor hatten die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger Nein zu einer möglichen Kandidatur für die Winterspiele 2022 gesagt.
Und nun flammen die Diskussionen erneut auf. Der Sport-Dachverband Swiss Olympic prüft, unter welchen Umständen in der Schweiz in den kommenden Jahren Olympische Winterspiele möglich sein könnten. Dies vor dem Hintergrund, dass dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) nach den Spielen in Mailand und Cortina 2026 valable Kandidaturen für die Winterspiele vier Jahre später fehlen. Sollte tatsächlich eine Schweizer Kandidatur angestrebt werden, würde wohl automatisch auch Graubünden wieder in den Fokus rücken. Dies aufgrund der Infrastruktur, die hier zur Verfügung steht – Biathlon in Lenzerheide, Langlauf und Eishockey in Davos, Ski-Freestyle, Ski Alpin, Bob, Rodeln und Skeleton in St. Moritz sowie Snowboard in Laax könnten ein Thema werden. (...)
Pro Natura spricht von Fantasien
Dezidiert anderer Meinung ist Armando Lenz, Geschäftsleiter von Pro Natura Graubünden: «Das ewige Wieder-Hervorbringen von Olympiafantasien in der Schweiz ist eine Zwängerei sondergleichen. Die Olympia-Turbos der Schweiz sollen endlich die wiederholten Volksabstimmungen respektieren und die Schweizer Spiele endgültig begraben», so Lenz.
Und weiter meint er zu dieser Thematik: «Die Olympischen Spiele sind bei den letzten Austragungen immer grösser und schädlicher für die Umwelt und die Staatskassen geworden. Sie haben mittlerweile einen Gigantismus erreicht, welcher mit der Bevölkerung, der Kultur, der Natur und der Landschaft in der Schweiz unmöglich zu vereinbaren ist.» (...)
Ebenfalls empfängt die SaW Anita Mazzetta im Haus der Umwelt in Chur. Die Umweltorganisationen waren schon bei der Planung der Ski-WM in St. Moritz 2003 in Prozesse involviert, weshalb später von einer grünen WM die Rede war. Doch von solchen Begriffen will sie nichts wissen: «Es war keine grüne WM. Das ist bei einem Grossanlass gar nicht möglich. Aber damals gab es immerhin eine sehr aktive Mitwirkung der Umweltorganisationen und einen fairen Ausgleich.» Der zerstörte Lebensraum für Tiere und Pflanzen sei minimiert oder mit Revitalisierungsprojekten und Schutzzonen kompensiert worden. Doch bei Olympischen Spielen seien solche Lösungen utopisch: «Die internationalen Verträge, die man mit dem IOC eingehen müsste, würden sich nicht um solche nationalen oder regionalen Schutzanliegen kümmern.» Zudem würden die Schäden, die entstehen, auf Jahre bleiben. «Der hochalpine Raum erholt sich nur sehr langsam», sagt Mazzetta. Die Nachhaltigkeit der Olympischen Spiele ist ein grosses Fragezeichen. Zu abschreckend sind die Beispiele von Turin oder Pyeongchang, wo es Anlagen gibt, die seither kaum mehr genutzt wurden. Deshalb findet Anita Mazzetta: «Wir dürfen keine Unsummen in die Infrastruktur von Wintersportarten investieren, derzeit haben wir dringendere Probleme, den Klimawandel zum Beispiel.»
Im Zug nach St. Moritz das Telefonat mit dem Bündner SPNationalrat Jon Pult, der sich gerade in Bern aufhält und schon gegen die Spiele gekämpft hat. «Grundsätzlich wären solche dezentralen Spiele sicher realistischer als die letzten Kandidaturen. Doch mit dem Olympischen Komitee IOC hat man keinen glaubwürdigen Partner, um einen solchen Grossanlass zu machen.» Dass in dieser Woche das IOC entschieden hat, russische und weissrussische Athletinnen und Athleten wieder zuzulassen, hat der Glaubwürdigkeit nicht geholfen. «Das IOC ist eine bis auf die Knochen diskreditierte Organisation, die nicht mehr glaubhaft machen kann, dass der Sport im Zentrum stehen soll. Deshalb hat jede Olympia- Kandidatur beim Volk zu Recht einen schweren Stand.»
Tatsächlich ist die einheimische Bevölkerung kritisch. Bei der Abstimmung für 2022 fehlten nur gerade 1000 Stimmen zu einem Ja, aber für den Versuch 2026 sagten 60 Prozent der Bündnerinnen und Bündner Nein. Selbst die beiden Touristenorte St. Moritz und Davos waren diesmal dagegen. (...)
Quelle: Die Schweiz am Wochenende am 1. April 2023 (Seite 44)