Richard David Precht trifft die Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Sie sprechen über Moral, Krieg und Klima-schutz. Und darüber, wie man optimistisch bleibt in schweren Zeiten. Für viele junge Leute spielen moralische Werte heute eine deutlich wichtigere Rolle als für frühere Generationen. Moralische Anschauungen werden eng verbunden mit sozialem, ökologischem, ökonomischem und politischem Handeln. All dies findet sich in der Klimafrage wieder: Was ist eine gerechte Politik und welche Haltung sichert der Menschheit ihr Überleben?
Greta Thunberg ist die Ikone der weltweiten Klimabewegung. 2018, im Alter von 15 Jahren, begann sie in Stockholm für mehr Klimaschutz zu streiken. Greta Thunberg bemängelt, dass die Klimakrise immer noch nicht als wirkliche Notlage behandelt werde. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass dies durchaus möglich sei. Auch der Krieg dürfe nicht dafür sorgen, dass die Klimakrise aus dem Fokus gerät: „Jeder Krieg ist ein Desaster. Auf ganz vielen Ebenen. Aber wir müssen in der Lage sein, uns mit verschiede-nen Dingen zur selben Zeit zu beschäftigen.“
Wenn wir ehrlich sind, haben wir den Kampf längst verloren: Wir werden den Klimawandel nicht mehr aufhalten und mit drastischen Umbrüchen leben müssen. Gert Scobel diskutiert mit Gästen.
22.07.2022
Die Schweiz leidet unter einer anhaltenden Hitzewelle. In der Stadt Chur ist das Problem besonders akut: Aufgrund übermässig viel versiegelter Fläche heizt sich die Stadt bis zu 10 Grad stärker auf als die Umgebung. Die Initiant:innen der Stadtklima-Initiative haben nun bereits knapp 1000 Unterschriften gesammelt, um das zu ändern.
Im April 2022 hat das Bundesamt für Statistik zusammen mit dem Schweizerischen Städteverband die Statistik der Schweizer Städte 2022 veröffentlicht. Darin fällt auf: Die Stadt Chur hat mit 7.0 % einen der tiefsten Anteile von Erholungs- und Grünanlagen am Siedlungsgebiet unter den schweizerischen Städten: Bei den Städten mit 20’000-50'000 Einwohnern liegt Chur nur auf dem 30. Platz von 40 Gemeinden. Berücksichtigt man auch die grösseren Städte, liegt Chur sogar nur auf dem 40. Platz von 50 Gemeinden.
Die wenigen grünen Inseln sind dieser Tage entsprechend sehr gut besucht: Trotz Sommerferien sind im Fontanapark oder auf dem Spielplatz Quader übermässig viele Leute anzutreffen. Gleichzeitig ist der Theaterplatz menschenleer – zu heiss ist es auf dem unbeschatteten und vollständig versiegelten Platz. Die zunehmende Verdichtung der Stadt und die Klimaerwärmung werden das Problem in den nächsten Jahren zusätzlich verschärfen.
«Die Stadt kann im Sommer zu einem Backofen werden mit gravierenden Folgen für die Gesundheit», sagt Anita Mazzetta, Geschäftsleiterin WWF Graubünden und gewählte Grossrätin für die GRÜNEN. Die Stadt Chur muss darum hitzeerträglicher gestaltet werden. «Die Entsiegelung der Strassenräume zu Gunsten von Grünflächen und Bäumen kühlt die Stadt ab, spendet Schatten und schafft zugleich Lebensräume für Tiere und Pflanzen.»
Dass dieses Anliegen breit abgestützt ist, zeigt nun die Stadtklima-Initiative, die im Mai von 12 Organisationen und Parteien lanciert wurde. Bereits knapp 1000 Personen haben die Initiative in den vergangenen zwei Monaten unterschrieben. Mit der Initiative soll während zehn Jahren jährlich ein Prozent des Strassenraums auf Stadtgebiet in Grün-, Fussverkehrs- und Veloflächen umgewandelt werden. Denn der vorhandene Asphalt und Beton heizen die Stadt im Sommer auf. Bis zu 10 Grad wärmer als in der Umgebung kann es in Chur dadurch werden.
«Mit der Stadtklima-Initiative möchten wir bei der bevorstehenden Überarbeitung der Grundordnung dafür sorgen, dass das Stadtklima einen genügend grossen Stellenwert erhält», erklärt Simon Gredig, Geschäftsführer von Pro Velo Graubünden und gewählter GRÜNER Grossrat. Und weiter: «gemeint sind damit primär das Erhalten und Neuschaffen von Grünflächen und die Förderung flächeneffizienter Verkehrsmittel».
Im Herbst soll die Initiative eingereicht werden, bis dahin wollen die Initiant:innen weitere Unterschriften sammeln. «Der Rückhalt ist gross, beim Sammeln für die Initiative erhalten wir viele positive Rückmeldungen», bilanziert dazu Andi Schnoz, der für die Freie Liste GRÜNE im Gemeinderat sitzt. «Wir freuen uns auf die politische Auseinandersetzung mit dem Thema!»
Andi Schnoz, Gemeinderat und Präsident Freie Liste GRÜNE, 079 393 38 63
Simon Gredig, Geschäftsführer Pro Velo Graubünden, 081 641 22 87
Anita Mazzetta, Geschäftsleiterin WWF Graubünden, 081 250 23 00