Kontakt

Rea Furrer
vbu-Geschäftsleitung

 081 552 01 99

E-Mail

Siehe Video...

Letzte Generation: Was darf Widerstand?

Die Klimaschutz-Bewegung greift zu drastischen Mitteln, die in der Bevölkerung nicht immer Zuspruch finden. Betreiben Klima-Akivist* innen die richtige Form des zivilen Ungehorsam?  Gert Scobel analysiert konstruktiv die aktuelle Diskussion.

Siehe Video...

Keine Zeit fürs Klima: Moral im Zwiespalt

Richard David Precht trifft die Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Sie sprechen über Moral, Krieg und Klima-schutz. Und darüber, wie man optimistisch bleibt in schweren Zeiten. Für viele junge Leute spielen moralische Werte heute eine deutlich wichtigere Rolle als für frühere Generationen. Moralische Anschauungen werden eng verbunden mit sozialem, ökologischem, ökonomischem und politischem Handeln. All dies findet sich in der Klimafrage wieder: Was ist eine gerechte Politik und welche Haltung sichert der Menschheit ihr Überleben?

Siehe Video...

Greta Thunberg im Exklusiv-Interview

Greta Thunberg ist die Ikone der weltweiten Klimabewegung. 2018, im Alter von 15 Jahren, begann sie in Stockholm für mehr Klimaschutz zu streiken. Greta Thunberg bemängelt, dass die Klimakrise immer noch nicht als wirkliche Notlage behandelt werde. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass dies durchaus möglich sei. Auch der Krieg dürfe nicht dafür sorgen, dass die Klimakrise aus dem Fokus gerät: „Jeder Krieg ist ein Desaster. Auf ganz vielen Ebenen. Aber wir müssen in der Lage sein, uns mit verschiedenen Dingen zur selben Zeit zu beschäftigen.“

Euphorie, schwindende Hoffnung und Beständigkeit der Klimabewegung

18.01.2023

Vor vier Jahren haben Bündner Schülerinnen und Schüler erstmals im Zeichen des Klimaschutzes gestreikt. Ein Blick zurück auf vier umtriebige Jahre des Klimastreiks Graubünden – und in die Zukunft.

Klimastreik auf dem Churer Alexanderplatz
Klimastreik auf dem Churer Alexanderplatz

von Daria Joos

Am 18. Januar 2019 schallten die Parolen der «Fridays for Future»-Bewegung zum ersten Mal durch die Strassen der Kantonshauptstadt Graubündens. «Gopfriedstutz jetzt Klimaschutz!» und «Wäm sis Klima? Üsers Klima!» riefen die rund 150 Jugendlichen, die sich an diesem Freitag zum Schulstreik auf dem Chur Alexanderplatz versammelt hatten – rund ein halbes Jahr, nachdem die heute weltbekannte Aktivistin Greta Thunberg zum ersten Mal im Zeichen des Klimaschutzes die Schule geschwänzt hatte. Vier Jahre sind seit dieser ersten Bündner Klimademonstration vergangen; vier Jahre, in denen die Bewegung nicht nur den Klimawandel bekämpfte, sondern sich auch mit einer Pandemie und dem Krieg in Europa auseinandersetzte.

Zu Fuss und auf dem Velo

Der erste Schweizer Schulstreik für das Klima fand bereits am 14. Dezember 2018 in Zürich statt. In den nächsten Wochen zogen weitere grössere Städte nach. Schliesslich fasste die Bewegung auch an der Bündner Kantonsschule Fuss: Die erste Kundgebung organisierte eine Gruppe von Gymnasiastinnen um die Jungsozialistinnen Rosalina Müller, Andrina Geller und Sina Men. Auf den Streik am 18. Januar folgten im Frühling 2019 eine Reihe von Premieren für die junge Bewegung. Am 16. Februar zog unter dem Motto «Wir wollen eine verantwortungsvolle Klimapolitik» der erste Demonstrationszug durch die Churer Altstadt. Rund 300 Personen nahmen daran teil. Im März organisierte der Bündner Klimastreik seine erste Velodemo. Weiter diskutierten die Jugendlichen an einem spontanen Klimagipfel an der Frühlingsmesse Higa ihre Anliegen erstmals mit Politikern und Vertreterinnen der Wirtschaft.

Die Aktionen des Klimastreiks beschränkten sich aber nicht nur auf den Raum Chur: Im Herbst 2019 startete in St. Moritz eine Velotour zur nationalen Klimademo in Bern. Einige Monate später waren die Bündner Klimaaktivistinnen und -aktivisten Teil zahlreicher Anti-WEF-Protestaktionen. Der Höhepunkt war dabei ein Besuch von Greta Thunberg höchstpersönlich.

«Uns gehört die Welt»

«Am Anfang herrschte eine extreme Euphorie», sagt der Bündner Klimaaktivist Gabriel Reiber rückblickend. Viele junge Menschen, die mit ihren Befürchtungen lange allein gewesen seien, hätten damals zueinandergefunden, so der 20-Jährige. «Wir haben gedacht: Uns gehört die Welt. Und das stimmte ein Stück weit auch.»

Die Anfangszeit der Klimabewegung war von Demonstrationen auf der Strasse und teilweise utopischen Forderungen von jungen Menschen geprägt. Die Organisation begann aber auch, sich zu realpolitischen Vorlagen auf kantonaler und kommunaler Ebene zu äussern. Etwa an ihrer ersten Medienkonferenz am 17. Dezember 2019 stellten sie ein Positionspapier zur Teilrevision des kantonalen Energiegesetzes vor. Eine Demonstration dazu folgte vor der Februarsession des Grossen Rates.

Reiber spricht heute von einer gewissen Naivität: Die Jugendlichen seien nicht so vertraut mit dem politischen System und Entscheidungsträgern gewesen wie heute, was vielleicht ein Vorteil gewesen sei. «Politikerinnen und Politiker waren unvoreingenommen. Heute haben sie möglicherweise Vorurteile gegenüber Klimaaktivismus.»

Pandemie, Niederlagen und Krieg

In den Jahren 2020 und 2021 prägte die Covid-19-Pandemie auch Aktionen des Bündner Klimastreiks. Aufgrund der behördlichen Vorgaben fielen Demonstrationen weg. Anstelle dessen machte die Bewegung etwa mit Transparenten oder bemalten Steinen auf ihre Anliegen aufmerksam. Für die erste Bündner Klimademo nach dem Lockdown konnten im September 2020 rund 300 Personen mobilisiert werden.

Nach erneuten pandemiebedingten Einschränkungen fanden im Frühling und Herbst 2021 zwei Aktionstage in Chur statt. Einen Rückschlag musste die Organisation im Juni des Jahres einstecken, als das Schweizer Stimmvolk das CO₂-Gesetz ablehnte. Zudem äusserte die Klimabewegung Kritik an der kantonalen Vorlage «Green Deal», die aus ihrer Sicht zu wenig Geld für den Klimaschutz vorsieht.

Im letzten Jahr startete die Serie der 1,5-Grad-Demonstrationen in Chur, an welchen jeweils verschiedene Schwerpunkte zum Thema Klimaschutz gesetzt wurden: Emissionen der Baubranche, Solarenergie und Verkehrspolitik. Aus aktuellem Anlass wurde auch der Verkaufsstopp von russischem Erdgas öffentlich thematisiert und an die Lokalpolitik herangetragen. Zuletzt machte die Bündner Klimabewegung am «Black Friday» auf die umweltschädliche Textilindustrie aufmerksam.

Verglichen mit den ersten Demonstrationen fällt auf, dass vermehrt thematische Demonstrationen und Aktionstage durchgeführt wurden. Wie Reiber erklärt, werden die eigentlichen Klimastreiks mittlerweile durch Podien und Diskussionsrunden zu bestimmten Themen ergänzt. «So können wir auch über eine bessere, nachhaltigere Welt diskutieren, statt nur dafür auf die Strasse zu gehen.» Dies könne auch mehr Menschen ansprechen.

Nahe Zukunft ohne Klebstoff

Die Initiantinnen der Bündner Klimabewegung haben das Gymnasium längst verlassen. Der Klimastreik hat neue Mitglieder gewonnen, andere haben sich davon distanziert. Geblieben sind die Forderungen. Auf die Frage, was sich in den letzten vier Jahren verändert habe, antwortet Reiber: «Wir sind heute weniger zuversichtlich.» Nach dem anfänglichen Hype habe die Bewegung an Schlagkraft verloren. Die Jugendlichen hätten gemerkt, dass sie nicht mehr am grösseren Hebel sässen. Was sie konkret erreicht hätten, sei schwer zu sagen, so Reiber. «Schliesslich gibt es bis heute keine politische Massnahme, die ausreichend wäre zur Bekämpfung der Klimakrise.»

Dank der weltweiten Klimabewegung werde Nachhaltigkeit heute aber vermehrt thematisiert. Gemäss Reiber haben sich im Kanton Netzwerke gebildet, die wichtig seien, um «der Politik auf die Finger zu schauen». Er fügt an: «Ich würde sagen, es ist uns gelungen, auch anderen Umweltbewegungen neue Hoffnung zu geben.»

Die Klimastreiks in Graubünden gehen nämlich weiter: Die nächste Aktion steht Ende März an. Eines vorweg: An die Strasse oder an Kunstwerke kleben wird sich dabei niemand. Solche Aktionsformen, die seit einiger Zeit national und international für Aufregung sorgen, haben laut Reiber ihren Ursprung auch nicht in der «Fridays For Future»-Bewegung. Er meint: «Man muss also in Graubünden keine Angst haben, dass sich jemand von uns demnächst auf die Strasse klebt.»

Schneller, besser, mutiger: Klimaschutz muss weitergehen

14.08.2023. Blog von Stefan Salzmann, Co-Präsident der Klima-Allianz

Aufatmen war erlaubt am 18. Juni 2023. Am Ende hat eine deutliche Mehrheit von 59% der Stimmbevölkerung JA gesagt. JA zum Klimaschutz-Gesetz. Ein demokratisches JA zum Pariser Klima-abkommen. Endlich. Klimaschutz ist in der Schweiz mehrheitsfähig.

Diese Gewissheit hatten wir im Juni 2021 verloren, als das revidierte CO2-Gesetz knapp scheiterte. Nicht weil das Gesetz überladen war oder ungerecht. Sondern weil eine Kombination aus Rekord-Mobilisierung wegen Landwirtschafts-Initiativen sowie die Angstmacherei vor einem minimalen Aufschlag auf den Benzinpreis (der Aufschlag in Folge des Ukraine-Kriegs war ein vielfaches davon) zu einer knappen Nein-Mehrheit geführt hatte. Die Verunsicherung dieses Zufalls-Neins ist bis heute spürbar. Und sie fiel von uns am 18. Juni um 13Uhr ab. Hochrechnungen sagten voraus, dass das Gesetz mit 58% angenommen werden würde. Jubeln! Es wurden gar 59%!

Dennoch müssen wir uns bewusst sein – die Arbeit beginnt erst. Wir müssen weitergehen, schneller, besser, mutiger. Das neue Gesetz definiert die Ziele, es braucht aber Massnahmen. Und diese so schnell wie möglich in die Umsetzung zu kriegen, ist im Interesse aller, denen Klimaschutz und die Mehrheitsfähigkeit wichtig sind. Wenn wir die nächsten Jahre verschlafen, laufen wir Gefahr den Klima-Bremser:innen auf die Mühlen zu spielen. Wollen wir ohne Verbote durchkommen, was möglich scheint, dann müssen die Weichen jetzt gestellt werden.

Hauptverantwortlich für das Setzen der richtigen Rahmenbedingungen ist die Politik. Das Parlament. Es wird im Herbst neu gewählt. Es ist das neue zusammen-gestellte Parlament, welches die Klimapolitik der nächsten Legislatur machen wird. (...) 

Die Schweizer Politik muss dem Klimaschutz endlich Priorität geben.