Es passiert zu wenig für den Klimaschutz - zu dieser Erkenntnis kommen mehrere Wissenschaftler und Aktivisten. Doch woran liegt das und wird es jemals besser? Ein Rechercheteam von MDR und HR begibt sich auf Spurensuche.
Die Klimaschutz-Bewegung greift zu drastischen Mitteln, die in der Bevölkerung nicht immer Zuspruch finden. Betreiben Klima-Akivist* innen die richtige Form des zivilen Ungehorsam? Gert Scobel analysiert konstruktiv die aktuelle Diskussion.
Richard David Precht trifft die Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Sie sprechen über Moral, Krieg und Klima-schutz. Und darüber, wie man optimistisch bleibt in schweren Zeiten. Für viele junge Leute spielen moralische Werte heute eine deutlich wichtigere Rolle als für frühere Generationen. Moralische Anschauungen werden eng verbunden mit sozialem, ökologischem, ökonomischem und politischem Handeln. All dies findet sich in der Klimafrage wieder: Was ist eine gerechte Politik und welche Haltung sichert der Menschheit ihr Überleben?
Damit der Klimaschutz in Zukunft Mehrheiten im National- und Ständerat findet, brauche es in Bern mehr PolitikerInnen mit einem grünen Gewissen
26.06.2007. Die Vereinigung Bündner Umweltorganisationen VBU lancierte heute in Chur ihre Kampagne „Klimawandel in Bern – wählen Sie grün“ für die National- und Ständeratswahlen im Herbst. Damit der Klimaschutz in Zukunft Mehrheiten im National- und Ständerat findet, brauche es in Bern mehr Politiker und Politikerinnen mit einem grünen Gewissen, die sich für die Klimapolitik einsetzen würden, forderten die Umweltvertreter an der heutigen Medienkonferenz.
Die Schweiz brauche Politiker und Politikerinnen, die den Klimawandel in Bern ernst nehmen und sich nicht nur den wirtschaftlichen, sondern auch den sozialen und vor allem ökologischen Herausforderungen annehmen würden, sagte Stefan Grass, Präsident des VCS Graubünden. Der Verkehr verursacht 42% des CO2-Ausstosses und darf nicht länger von der Klimapolitik verschont werden. „Eine verkehrspolitische Wende anstelle eines Klimadebakels ist nur möglich, wenn wir alle den Fuss vom Gas nehmen.“ Die Infrastruktur der Schiene muss gegenüber der Strasse konsequent bevorzugt und ausgebaut werden. Neben der CO2-Abgabe auf Treibstoffen, braucht es endlich eine Besteuerung von Flugbenzin, ein Dieselfilter-Obligatorium und die Ausrichtung der kantonalen Motorfahrzeugsteuer auf die effektiven Emissionen pro Kilometer.
In der Klima- und Energiepolitik müsse rasch, konsequent und mutig gehandelt werden, verlangte auch Anita Mazzetta, Geschäftsführerin des WWF Graubünden. „Die Politiklücke bei Klima und Energie ist unverantwortlich.“ Die Schweiz kann immer noch Unmengen an Energie zu Lasten des Klimas verschwenden. Allein mit dem konsequenten Einsatz der bereits heute vorhandenen besten Technologie könnte der Energieverbrauch bis 2050 um 40% gesenkt werden. Die Schweiz brauche keine neuen Grosskraftwerke, sondern politische Rahmenbedingungen wie die CO2- Abgabe auf Brennstoffen, den Minergie-P-Standart für Neubauten und Renovationen, die Förderung effizienter Geräte, die Reduktion des Standby-Verlustes sowie ein Verbot von neuen und die Sanierung bestehender Elektroheizungen.
Die alpinen Regionen gehören zu den von der Klimaerwärmung am stärksten betroffenen Ökosystemen. “Gerade für seltene und endemische alpine Arten stehen die Überlebenschancen schlecht“, sagte Christian Geiger, Geschäftsführer von Pro Natura Graubünden. Modelle prognostizieren bei einer Zunahme von 2,4°C einen Pflanzenverlust von 44% gegenüber 1990. 17.7% der alpinen Pflanzenarten werden verloren gehen. 70-80% der Naturschutzgebiete werden für die heutige Baumzusammensetzung ungeeignet sein. Die Erhaltung des Lebensraumes und einer kleinräumig vielfältigen Landnutzung sei der beste Schutz für die Biodiversität. „Die stark gewachsene Raumnutzung muss darum gebremst werden“, forderte Christian Geiger. Mit der Klimaerwärmung werden zudem der flächendeckende Artenschutz, die gezielte Artenförderung sowie die Regulierung aggressiver fremder Arten an Bedeutung zunehmen.
„Die Klimaerwärmung macht krank.“ Zu diesem Schluss kommt Hansjörg Bhend von den Ärztinnen und Ärzten für Umweltschutz Graubünden. Die rasche Klimaerwärmung führt zu einer erhöhten Sterblichkeit bei Hitzewellen. Bei höheren Temperaturen nehmen auch biologische Luftpartikel, wie Sporen und Pilze, in der Luft zu, was zu Atemwegserkrankungen führt. Die durch Zecken übertragenen Krankheiten wie die Borreliose oder die Hirnentzündung dürften häufiger auftreten. Krankheiten wie sie heute in tropischen oder subtropischen Ländern vorkommen, werden auch bei uns vermehrt auftreten. So könnte auch die Malaria bei uns heimisch werden. „Die Reduktion der Treibhausgase ist die einzige längerfristig wirksame Massnahme gegen dieses gesundheitliche Risiko“, appellierte Hansjörg Bhend an die Parlamentarierinnen und Parlamentarier in Bern.