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Drama Klimaschutz - Warum Wissenschaft und Proteste scheitern

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Keine Zeit fürs Klima: Moral im Zwiespalt

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Schuld sind fast ausschliesslich die Menschen

20.04.2024

Der renommierte Berner Klimaforscher Reto Knutti spricht über eine wichtige Zahl. Über die Landwirtschaft und über Zweifelnde, die alle Anzeichen des Klimawandels ignorieren. Eismassen schmelzen. Berge donnern zu Tal. Der Permafrost taut auf. Sowohl die Temperaturen wie auch der Meeresspiegel steigen. Der Wasserkreislauf verändert sich, und ganze Ökosysteme geraten aus den Fugen. Das ist der Klimawandel. «Die Auswirkungen sind hier und jetzt sichtbar», sagt der renommierte Klimaforscher Reto Knutti. Schuld ist fast vollständig der Ausstoss von Treibhausgasen durch menschliche Aktivitäten.

Interview: Pierina Hassler, Quelle: Die Schweiz am Wochenende, 20.04.2024

In der Schweiz und selbstverständlich auch im Bergkanton Graubünden steigen die Risiken durch extremeres Wetter mit mehr Hitzetagen, heftigeren Niederschlägen, trockeneren Sommern und schneearmen Wintern.

Reto Knutti, sprechen wir als Erstes gleich über heissere Sommer, mehr Regen und Rüfen. Sind das klare Indizien für den Klimawandel?

Ein einzelner Murgang kann in einem Tal nicht kausal als Folge des Klimawandels betrachtet werden. Früher gab es auch schon Murgänge oder Überschwemmungen. Aber in der Gesamtheit aller Vorkommnisse ist es absolut klar, dass die Zunahme von heisseren Temperaturen, Hitzewellen – grad Anfang April hatten wir ja teilweise Temperaturen von fast 30 Grad – vom Klimawandel beeinflusst sind. Wir haben ja auch eine Abnahme von Schnee, die Gletscherschmelze. Die Zunahme von Starkniederschlägen und in den Alpen die Gefahr von Hangrutschen, Murgängen, Felsstürzen und dem Permafrost, der auftaut. Die Auswirkungen sind hier und jetzt sichtbar. Langsam haben das die meisten verstanden und akzeptiert.

Das bedeutet wohl auch für die Landwirtschaft im Kanton Graubünden nichts Gutes?

Die Trockenheit im Sommer, also weniger Regen und stärkere Verdunstung, ist für die Landwirtschaft ein Problem. Das wird sich fortsetzen und die Landwirtschaft leidet.

Die Wissenschaft und auch Sie persönlich werden oft angezweifelt. Wie schwierig ist es, immer wieder hinzustehen und Öffentlichkeitsarbeit zu machen?

Manchmal ist es tatsächlich anstrengend, aber die Klimaveränderung ist ja nicht das einzige Gebiet, wo die Fakten unangenehm sind. Es gibt viele gesellschaftsrelevante Themen, die anstrengend sind. Beispielsweise Gleichstellung oder Rassismus. Mir hilft, zu verstehen, aus welcher Ecke die Zweifelnden kommen. Der hohe Widerstand ist nicht primär ein Widerstand gegen die Klimafakten. Es prallen Weltanschauungen aufeinander, manche Menschen fühlen sich von diesen Fakten bedroht und haben Angst. Und was passiert, wenn Menschen Angst haben? Sie benehmen sich wie wilde Tiere, die in die Ecke gedrängt werden. Sie beissen und kratzen. Es sind oft Abwehrreaktionen, um sich selber und ihre eigene kleine Welt zu schützen. Es ist zwar nicht schön, aber ich habe Verständnis für solche Reaktionen.

Was sind denn die tatsächlichen Ursachen der Klimaveränderung?

Historisch gesehen hat sich das Klima unter anderem aufgrund der Sonnenaktivität, von Vulkanausbrüchen und wegen Veränderungen der Erdbahn um die Sonne verändert. Wenn wir noch weiter zurückgehen, hat auch die Kontinentenverschiebung dazu beigetragen. All das war aber im letzten Jahrhundert nicht relevant. Die Klimaveränderung in den letzten 100 Jahren wurde praktisch ausschliesslich vom Menschen verursacht. Primär geht es dabei um die Verbrennung von Öl, Gas und Kohle, also um den CO2-Ausstoss. Dann um Methan und andere Gase in der Landwirtschaft. Und ein bisschen auch wegen der Abholzung und Landnutzung.

Vom Menschen verursacht, sagen Sie. Nur sagt dieser Mensch sehr oft, er alleine könne das Klima sowieso nicht retten. Wie lautet Ihre Antwort?

Ich kenne diese Argumente, allerdings nicht nur von Menschen, auch Länder reagieren so. Die Schweiz sagt, sie sei gerade mal für ein Promille des CO2-Ausstosses verantwortlich. Sicher, wenn wir die Einzigen wären, die sich anstrengen – tatsächlich ein sinnloses Unterfangen. Allerdings ist das Argument in etwa so schwach, wie wenn ich sagen würde, ich als Einzelperson zahle keine Steuern, weil dieser Betrag auf den Finanzhaushalt wenig Einfluss hat. Das mag zwar stimmen, aber jede und jeder muss ein Problem mittragen wollen. Wir lösen ein Problem nur, wenn alle einen Beitrag leisten.

Ein Gemeinschaftswerk also?

Die UNO kennt in diesem Kontext das Prinzip von der gemeinsamen, aber differenzierten Verantwortung. Differenziert meint, dass nicht alle gleich viel zur Lösung eines Problems beitragen müssen. Jene die mehr Schaden verursachen und mehr Möglichkeiten haben, sollen mehr zur Lösung beitragen. So läuft beispielsweise die Steuerprogression – jene, die mehr verdienen, zahlen überproportional mehr. Und wenn man das Ganze jetzt auf die Schweiz und das Klima herunterbricht, muss man sagen, die Schweiz hat mehr Geld als die meisten anderen Länder. Wir haben mehr gut ausgebildete Leute, mehr Technologie, eine stabile Wirtschaft und sind demokratischer als viele andere Länder. Die Schweiz kann mehr beitragen zum Klimaschutz, auch wenn wir nur etwa ein Promille der Weltbevölkerung sind.

Dass die Schweiz beim Klimaschutz mehr machen muss, hat kürzlich auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg entschieden. Statt über das tatsächliche Thema zu diskutieren, zogen es Politikerinnen und Politiker vor, über fremde Richter zu lamentieren. Was sagen Sie dazu?

Die ganze Diskussion über fremde Richter und die Einmischung in Belange der Schweiz fand ich absurd. Was die Schweiz in Sachen Klimaschutz wirklich machen könnte, wurde ignoriert. Die rechte Seite missbraucht den Entscheid, um über Einwanderung und die Beziehungen zur Europäischen Union herzuziehen.

Was heisst der Strassburg-Entscheid jetzt für die Schweiz, und was könnten wir denn machen?

Unmittelbar heisst der Entscheid nichts. Die Schweiz muss sich aber überlegen, ob sie genug für das Klima tut. Das Gericht in Strassburg hat gesagt, die Schweiz habe Menschenrechte verletzt. Das Land habe zu wenig getan, um diese Menschenrechte zu schützen. Und es hat auch bemängelt, dass das Bundesgericht und die vorgängigen Gerichte das Anliegen der Klimaseniorinnen mit dem Argument abgetan haben, nicht zuständig zu sein. Aber das Gericht hat explizit gesagt, es sei nicht an ihm, zu entscheiden, was jetzt in der Schweiz passieren müsse.

Ich hake nach: Gäbe es denn Lösungen, wie wir gegen die Klimaerwärmung ankommen?

Vereinfacht formuliert müssen wir aufhören, Fossilien zu verbrennen. Ein Viertel des CO2-Ausstosses in der Schweiz betrifft den Verkehr. Wir können, statt das Auto zu nehmen, auf ÖV oder Langsamverkehr umsteigen. Und wenn ein Auto, dann sicher ein kleines batterieelektrisches Model. Beim Fliegen ist klar, weniger fliegen. Irgendwann später wird man umsteigen auf synthetische Treibstoffe. Einzelne Start-ups wie beispielsweise Synhelion der ETH gibt es schon. Sie produzieren Treibstoff mit Strom oder mit Sonnenlicht, so kann CO2-neutraler Treibstoff produziert werden. Noch sind die Mengen zu klein, aber es ist möglich. Dann sind wir bei den Ölheizungen. In der Schweiz sind sie für 15 Prozent des CO2-Ausstosses verantwortlich. Diese müssen durch Wärmepumpen ersetzt werden. Dann gibt es die Industrie, dort sind Lösungen etwas schwieriger. Ein schwieriger Brocken ist auch die ganze Ernährung, aber der grösste Teil ist lösbar.

Die ganze Welt spricht von den 1,5 Grad. Was bedeutet die Zahl, und was passiert, wenn sich das Klima um mehr als 1,5 Grad erwärmt?

Im Moment haben wir weltweit eine Erwärmung von etwa 1,3 Grad. Wobei wir in den letzten zwölf Monaten schon bei 1,5 Grad waren. Wir kratzen also an der 1,5-Grad-Marke. Es ist rein wissenschaftlich nicht möglich, ein Ziel festzusetzen, ab wann die Erwärmung gefährlich wird. Bei den in Paris am Weltklimagipfel 2015 festgesetzten 1,5 Grad ist es wie bei der Geschwindigkeitslimite auf der Autobahn. Es gibt kein physikalisches Gesetz, das besagt, dass 120 die Grenze ist, aber klar: je schneller, desto gefährlicher. Wir wollen aber das Problem der Klimaerwärmung lösen, und die maximale Erwärmung von 1,5 Grad ist ein sinnvolles Ziel, die Auswirkungen der Klimaerwärmung zu verringern. Wir werden die Limite überschreiten, denn wir haben zu lange gewartet und zu wenig gemacht. Es ist nicht so, dass bei 1,6 Grad die Welt untergeht, aber 1,5 Grad sind ein gutes Fernziel. Etwas abstrakt natürlich, aber wir können in diese Richtung arbeiten.

Ist der Klimawandel, wenn wir ab sofort alles richtig machen, überhaupt aufzuhalten? Und wenn nicht, sollte man nicht fatalistischerweise sagen, es kommt, wie es kommt?

Jede Tonne CO2, die wir ausstossen, verursacht eine weitere Erwärmung. Das wird so lange weiter gehen, bis wir mit dem Ausstoss aufhören. Wir können den Klimawandel nicht rückgängig machen, aber wir können wählen, wie wir weitermachen. Wenn wir heute aufhören mit der Verbrennung von fossilen Brennstoffen, stoppen wir bei etwa 1,4 Grad. Wenn wir erst in 20 Jahren aufhören, sind wir bei 1,5 oder 1,6 Grad. Wenn wir erst 2100 aufhören, sind wir bei drei oder vier Grad, vielleicht sogar noch wärmer. Wir haben die Wahl, ob wir jetzt stoppen, später oder viel später. Eine fatalistische Haltung ist also falsch.

Und warum ist es dann so schwierig, damit zu beginnen?

Wir haben es nicht primär mit einem Lösungsproblem zu tun. Es geht vielmehr darum, wer es macht, wie wir es machen und wer zahlt. Das ist das Problem. Es ist aber günstiger, das Problem zu lösen, als über Generationen für Schäden zu bezahlen. Die Schweiz profitiert langfristig auch wirtschaftlich, wenn sie den Klimaschutz und die Energiewende ernst nimmt.

Rein theoretisch, können wir den Klimawandel auf heutigem Niveau begrenzen?

Jede Tonne CO2 die wir ausstossen, verursacht eine weitere Erwärmung. Das wird so lange weiter gehen, bis wir mit dem Ausstoss aufhören. Wir können den Klimawandel nicht rückgängig machen, aber wir können wählen, wie wir weitermachen.

Wer ist Reto Knutti?

Seit über 20 Jahren untersucht Reto Knutti, wie sich das globale Klima erwärmt. Er ist einer der weltweit führenden Klimaforscher und Professor für Klimaphysik an der ETH Zürich. Unter anderem forscht er am Departement für Umweltsystemwissenschaften zu Veränderungen im Klimasystem durch Treibhausgase wie CO2. Knutti war zudem Leitautor mehrerer Klimaberichte der UNO. (hap)

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